Die Färöer – eine kleine Landeskunde
Die Inselgruppe der Färöer liegt im Nordatlantik, 475 km von Island, 580 km von Schottland und 625 km von Norwegen entfernt. Auf den 18 Inseln, von denen 17 bewohnt sind, leben rund 52.000 Menschen auf einer Fläche von insgesamt 1399 km² (zum Vergleich: Die beiden norddeutschen Stadtstaaten Hamburg und Bremen haben zusammen 1188 km²). Zu diesen gesellen sich neben Millionen von Vögeln rund 80.000 Schafe, die der Inselgruppe zu ihrem Beinamen „Schafsinseln“ verhalfen.
Zwar lernen alle Färinger auch Dänisch in der Schule, im Alltagsleben spricht man aber nur noch Färöisch. So findet man auch in der Bibliothek nur noch ältere Bücher in Dänisch. Alle Neuerscheinungen werden heute auf Färöisch herausgebracht. Das wohl meistgesprochene Wort auf den Färöern ist „kanska“, auf Deutsch „vielleicht“. Hier hängt vieles vom Wetter ab, darum heißen die Färöer auch „Das Land des kanska“.
Die Färöer sind seit 1948 ein autonomer Teil des Königreiches Dänemark mit eigener Regierung und Verwaltung, sowie seit 1951 mit eigener Währung. Die Färöische Krone ist 1:1 an die Dänische Krone gekoppelt. Die färöischen und dänischen Geldscheine sind in ihren jeweiligen Ausgabeländern gegenseitig kostenlos eintauschbar und werden überall akzeptiert. Färöische Münzen gibt es nicht, hier gelten die dänischen. Im Gegensatz zu Dänemark gehören die Färöer nicht zur EU und sind auch kein Teil des Schengen-Raums. Seit 2005 besteht eine umfassende Freihandelszone mit Island. Seit vielen Jahren gibt es starke Bestrebungen für eine vollständige, staatliche Souveränität des Landes.
Bei all den Eigenständigkeiten, die die Färöer bereits haben, darf natürlich auch eine eigene Flagge nicht fehlen. Die Fahne hat auf einem weißen Hintergrund ein rotes, blaugerändertes Kreuz und trägt den Namen Merkið. Sie weht vor vielen Häusern, auf den Schiffen und natürlich am Nationalfeiertag der Färöer, dem Ólavsøkudag, der am 29. Juli gefeiert wird. Die dänische Fahne sieht man nicht viel öfter als die anderen skandinavischen Fahnen.
Der Ólavsøkudag (der St. Olavstag) ist der Nationalfeiertag, an dem sich die meisten Färinger bei jedem Wetter in der Hauptstadt Tórshavn zum größten Volksfest der Färöer versammeln. An diesem Tag beginnt auch das neue politische Jahr nach der Sommerpause. Zunächst besuchen die Abgeordneten des Føroyar Løgting (Färöisches Parlament) den Eröffnungsgottesdienst in der Tórshavner Domkirche. Danach ziehen sie in einem großen Umzug durch die Stadt zum Løgting. Natürlich tragen die Färinger an einem solchen Tag ihre Nationaltracht. Aber auch die Stadt selber ist mit färöischen Nationalfahnen und bunten Wimpeln geschmückt.
Nach den Feierlichkeiten der Parlamentseröffnung finden um die Mittagszeit die Ruderwettkämpfe zur Landesmeisterschaft im Hafen statt. Bereits im Vorfeld wurden in den vielen Ruderclubs des Landes Vorausscheidungen durchgeführt. Der Rudersport ist ja der Nationalsport der Färöer. Es gibt Bootsklassen für 5, 6, 8 und 10 Ruderer, auch Frauenmannschaften. Den krönenden Abschluss machen die 10-Mann-Boote, die jedoch den Männern vorbehalten sind. Alle Ruderer geben ihr Bestes, denn es gilt als eine Ehre, hier fahren zu können. Die Atmosphäre im Hafenbecken mit anfeuernden Zuschauern, vor allem aus den Heimatorten der Ruderer, ist unvergesslich.
Nach der Siegerehrung wird in der ganzen Stadt weitergefeiert. Die Meisterschaft der Reiter, der Handballer und der Volleyballer werden auch noch ausgetragen. Parallel dazu gibt es das Ólavsøkufestival mit zeitgenössischer Popmusik färöischer Künstler sowie eine jährliche Kunstausstellung. Am Abend finden färöische Kettentänze zu alten Balladen statt. Zum Abschluss der Festlichkeiten um Mitternacht am 29. Juli jeden Jahres versammeln sich tausende Menschen auf dem Marktplatz und den angrenzenden Straßen, um für eine Stunde gemeinsam alte und neue Volkslieder zu singen.